Cartrails - Fiktion oder Realität?


CarTrails:

Cartrails ist die Bezeichnung für den Versuch, mit dem Hund einer Spur zu folgen bei der sich die zu suchende Person in einem Auto befand und mit dem Auto eine Strecke gefahren ist. Dabei ist es völlig egal ob die Person selbst das Auto steuert oder als Beifahrer mit gefahren ist. Der Hund verfolgt somit nicht die gelaufene Spur des Menschen sondern die  Auto Spur.

Cartrails wirken auf mich nicht besonders solide. Intensive, seriöse Arbeit in dem Gebiet Mantrailing macht eigentlich eher bescheiden und respektvoll, und je länger ich es betreibe, desto mehr lerne ich, was alles schief gehen kann. Ich finde, ein Cartrail als Experiment ist sicherlich interessant und es würde mich interessieren, in wie weit es funktioniert.

Sowohl in den USA als auch in Deutschland gibt es immer wieder Hundeführer, die über Autobahnen für die Polizei Spuren verfolgen, aber einem Test diesbezüglich stellt sich keiner (auch nicht bei hohem Preisgeld) geschweige denn bei einem kompletten Double-Blind-Trail.

Ich habe noch keinen validen Cartrail gezeigt bekommen und wissenschaftlich ist es noch nicht erwiesen dass Cartrails möglich sind. Bislang habe ich in persönlichen Gesprächen mit meinen Kollegen immer wieder festgestellt, dass noch ein enormes Defizit an Fachwissen bei Cartrails vorliegt. Keiner weiß so genau ob es funktioniert oder nicht. Viele behaupten, Cartrails  funktionieren nur bei geöffneten Auto-Fenstern, andere wiederum sind der festen Überzeugung dass dies keine Rolle spielt, der Menschliche Geruch schafft es durch den kleinsten Spalt nach draußen und das würde schließlich reichen, denn die Hundenase brauche nur kleinste Mengen von menschlichen Zellen um eine Spur aufzunehmen.

Ich glaube es funktioniert nicht, aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren.

Selbst wenn es möglich ist, stellt sich doch die Frage nach dem Sinn.  Wenn jemand mit dem Auto unterwegs ist und sich mit 50km/h fortbewegt, dann schafft derjenige in 2h etwa 100km. Welcher Hund schafft eine solche Suchleistung binnen kürzester Zeit?

Für einen Moment halten wir Inne und betrachten das Ganze rational:

Eine Person verliert im Durchschnitt 40.000 Hautzellen pro Minute, also etwa 666 pro Sekunde, und bewegt sich zu Fuß mit ungefähr 5 km/h vorwärts. Das bedeutet, sie legt pro Sekunde ungefähr 1,38 Meter zurück und verliert somit pro Meter im Durchschnitt  476 Zellen, die relativ nahe von ihr auf den Boden fallen. Ein Fahrzeug, es handelt sich um ein offenes Cabrio das mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h, also der zehnfachen Geschwindigkeit des Fußgängers, wären da nun nur noch  47 Zellen pro Meter. Fahren wir in einem geschlossenen Auto, wobei durch die Lüftung bestenfalls nur ein Zehntel der Zellen nach außen entweichen kann, bleiben jetzt nur 4,7 Zellen pro Meter.  Fahren wir mit 100 km/h, bleiben noch etwa 2 Zellen pro Meter liegen, und bei noch schnellerer Geschwindigkeit eben entsprechend weniger. Durch den Fahrtwind und die Luft Verwirbelungen um das Auto herum haben wir einen extrem breiten Korridor, in welchem sich die paar Zellen verteilen.

Wir nehmen eine Handvoll Styropor-Kügelchen, fahren mit dem Auto 50 km/h und werfen die Styropor-Kügelchen aus dem Fenster. Wir halten an und schauen nach wo sich die Kügelchen befinden, wenn wir sie denn überhaupt noch finden können. Sind noch weitere Fahrzeuge hergefahren, wird wahrscheinlich keins aufzufinden sein.

Gibt es einen Hund der diese Spur folgen kann, kann diese Spur nicht geradlinig verlaufen, wie so oft im Fernsehen gesehen und in den Medien erzählt wird. Der Hund müsste extrem weit nach links oder rechts Pendeln da sich die Geruchspartikel auf einer Riesenfläche verteilen und nur in extrem geringer Konzentration vorhanden sind. 

Mein Fazit: Sollte eine Person mit dem Auto, bei geöffneten Fenstern, bei sehr geringem Tempo durch ein Wald- oder Wiesen-Gebiet fahren, gibt es wahrscheinlich eine geringe Chance, einen Cartrail erfolgreich zu laufen. Realistisch gesehen fahren Autos aber selten durch den grünen Wald und über Wiesenflächen, sondern überwiegend in städtischen Gebieten, Bundesstraßen oder Autobahnen und da trennt sich die Spreu vom Weizen.

Ich erwarte von meinem Hund eher eine Negativanzeige wenn die Spur der zu suchenden Person endet. Durch diese Negativanzeige ließe sich darauf schließen, dass die Person in ein Auto oder in den Bus gestiegen und fortgefahren ist. Das wäre im Ernstfall realistischer.

 


Quellen:

K9 Fraud! Resi Gerritsen,Ruud Haak

Mantrailing. Teamarbeit mit Nase und Verstand; Robert Boulanger,Gabriella Trautmann Zenoni

 


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